Tarifrunde Media Broadcast 2024

Media Broadcast: Arbeitgeberseite zieht den Knoten enger zu und baut auf Taschenspielertricks!

15.07.2024

Die Arbeitgeberseite hat am 26. Juni 2024 in der vierten Verhandlungsrunde bei der Media Broadcast GmbH (MB) ein neues Angebot vorgelegt. Dieses beinhaltet so viele Komponenten, die sich gegenseitig beeinflussen, dass es nicht möglich ist, alle Fallbeispiele nachvollziehbar darzustellen. 

 

Deshalb hier nur die Eckpunkte.

Entgelterhöhungen

(beurlaubte Beamt*innen erhalten eine niedrigere, noch nicht definierte Erhöhung bedingt durch
Veränderungen in der betrieblichen Altersvorsorge bei den Angestellten)

Ab 01.01.2025

  • Tabelle: + 1,5 %
  • Linear:
    + 2,5 % EG 1-6
    + 2,4 % EG 7-8
    + 2,2 % EG 9-10
  • GÜP: + 2,0 %
  • + 160 € pro Monat (10 Monate = 1.600 €) für die Monate April bis Dezember als Inflationsausgleichsprämie (auch für Auszubildende)
  • Vergütung Auszubildende pro Monat
    1. AJ -> + 47 €
    2. AJ -> + 48 €
    3. AJ -> + 55 €
    4. AJ -> + 58 €

Ab 01.10.2025

  • Tabelle: + 1,0 %
  • Linear: + 1,5 %
  • GÜP: + 2,0 %
  • Vergütung Auszubildende pro Monat
    1. AJ -> + 35 €
    2. AJ -> + 40 €
    3. AJ -> + 40 €
    4. AJ -> + 40 €

Laufzeit 33 Monate bis zum 31.12.2026

Diese "Nebenthemen" sind direkt mit dem Angebot zu den Entgelterhöhungen verknüpft:

  • Verschlechterung in der betrieblichen Altersvorsorge
    Kürzung der jährlichen Beiträge von 2,5 auf 1,25 % (= minus 1,25 % des Jahresgehaltes)
    Reduzierung der Verzinsung von 3,5 auf 2,5 %
  • Absenkung der Tabellen um 10 % bei Neueinstellungen und Heranführung nach 12 Monaten
  • Kürzungen bei der variablen Vergütung (80 % Garantie, Korridor 80-120 %)
  • Absenkung der AT-Grenze um 10 %
  • Änderungen im Entgeltrahmentarifvertrag (ERTV) zumindest zum GÜP
  • Zusage von ver.di zur zeitnahen Gesprächsaufnahme zu Änderungen im Manteltarifvertrag (MTV) und ERTV auf "mittelständisch erforderliche Notwendigkeiten"

Zu den beiden letzten Punkten hat die Arbeitgeberseite in den Verhandlungen erläutert, welche Änderungen sie hier anstreben. Auf Nachfrage, ob wir diese Punkte veröffentlichen können, hat diese die einzelnen Punkte zurückgezogen und diese Sätze stehen lassen. Insofern bleiben diese Punkte zunächst im Verborgenen.

 

Anmerkungen zum Angebot

Die Verknüpfungen führen dazu, dass ein Teil des Entgeltes von der linken in die rechte Tasche wandert. Schlimmer noch, es wandert in die rechte Tasche zu einer/m anderen Kollegin bzw. Kollegen. Beschäftigte finanzieren dadurch mit einem Verlust in der Betriebsrente die ungleiche Verteilung im GÜP.

Durch die Erhöhung der Laufzeit um neun Monate ist das neue Angebot weniger wert als es aussieht. Ohne Berücksichtigung der Inflationsausgleichsprämie ist dieses Angebot für die individuellen Entgelte nur 0,4 % pro Jahr über dem ersten Angebot. Die Erhöhung der Tabelle verschlechtert sich sogar von 1,25 auf 1,09 % pro Jahr. Hierbei sind die Verschlechterung durch die Nebenthemen (z. B. minus 1,25 % betriebliche Altersvorsorge) nicht einmal eingerechnet.

 

Anmerkungen zu den "Nebenthemen"

Grundsätzlich sind wir bereit, Tarifverträge auf Anpassungsbedarfe zu überprüfen. Hierzu ist aber eine umfangreiche und tiefgründige Analyse und Abarbeitung der Themen notwendig. Damit man hier keine irreparablen Fehler macht, muss die Abwägung der Auswirkungen auf die Beschäftigten und auf das Unternehmen im Vordergrund stehen.

Das würde unserer Meinung nach den Rahmen zu den Entgeltverhandlungen sprengen. Die Gefahr ist sehr groß, dass dadurch die Verhandlungen auf unbestimmte Zeit verzögert werden. Vielleicht ist das aber ja auch die verfolgte Taktik der Arbeitgeberseite.

 

Anmerkungen zu den Verhandlungen

Am Ende der Verhandlungsrunde hat die Arbeitgeberseite erklärt, dass sie das Angebot nur nachbessern werden, wenn wir bereit sind, weitere Verschlechterungen bei den Nebenthemen hinzunehmen. Wir haben daraufhin die Gespräche an dem Tag beendet, ohne einen neuen Termin zu vereinbaren. Wir haben danach in Sondierungsgesprächen den Versuch unternommen, einen Weg für die Fortsetzung der Verhandlungen zu finden. Leider ist die Arbeitgeberseite nicht bereit auch nur ein Millimeter von ihren Positionen abzuweichen.

Dadurch dass die Arbeitgeberseite von Anfang an mit unkonkreten Komponenten gearbeitet hat, ist eine objektive Bewertung der Angebote nicht möglich. Erst nach mehrfacher Einforderung hat uns die Arbeitgeberseite gestern Nachmittag die endgültige Version vorgelegt. Dies begründet auch, warum ihr diese Tarifinfo erst so spät erhaltet. In dieser Version wurde uns zum ersten Mal über eine Fußnote mitgeteilt, dass die Erhöhung für die beurlaubten Beamt*innen niedriger ausfallen soll und dass Auszubildende eine identische Inflationsausgleichsprämie erhalten sollen.

 

Das Verhalten der Arbeitgeberseite ist beispiellos. Wir drehen uns hier ohne Fortschritt im Kreis. Ein Einigungswille ist überhaupt nicht erkennbar. Das zeugt nicht davon, dass man die Belange der Beschäftigten ernst nimmt. Es ist beschämend, wie die extrem hohe Motivation der Beschäftigten gezielt zunichtegemacht wird. Dabei sind wir der Arbeitgeberseite in der letzten Verhandlungsrunde, was die prozentuale Erhöhung angeht, ein gutes Stück entgegengekommen.

 

Wir haben mit unseren Mitgliedern am 11. Juli in einer Online-Konferenz über die nächsten Schritte diskutiert.

Parallel dazu werden wir die erforderlichen Schritte für die nächste Stufe der Auseinandersetzung einleiten.

 
Eure ver.di-Verhandlungskommission
Stärker mit dir.

Tarifauseinandersetzungen werden am Ende nicht am Verhandlungstisch entschieden!

Entscheidend ist immer der betriebliche Druck auf dem sich der Arbeitgeber ausgesetzt sieht.

Deshalb spätestens jetzt ver.di Mitglied werden!
www.mitgliedwerden.verdi.de
  
 

 
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