Tarifrunde Telekom 2024

Zweite Verhandlungsrunde Telekom: erste Warnstreiks, Verhandlungsstrukturen vereinbart, erste inhaltliche Diskussion mit dem Arbeitgeber eröffnet

©
Artikelbühne Tarifrunde Telekom 2024
18.04.2024

In Siegburg hat am Montag, 15. und Dienstag, 16. April die zweite Verhandlungsrunde in der Tarifrunde für die ver.di-Mitglieder im Telekom-Konzern stattgefunden. Die Arbeitgeber haben ihre Sichtweisen in die Verhandlungen eingebracht und eine maßvolle Tarifrunde reklamiert. Zum Ende des zweiten Tages legten sie eine Struktur für ein mögliches Angebot vor. Zudem konnte erste Klarheit zur Verhandlungsstruktur erzielt werden.

 
Siegburg, 15.04.2024

Vor Beginn der zweiten Verhandlungsrunde demonstrierten mehr als 3.000 Kolleg*innen vor dem Verhandlungslokal ihre Entschlossenheit, für ihre Forderungen einzutreten.

Mehrere Redner*innen aus der Verhandlungskommission machten deutlich: Die Telekom Beschäftigten, brauchen Entlastung. Die Reallöhne sind unter Druck und die Beschäftigten sind bereit für ihre Beteiligung am Konzernerfolg zu streiten.

 

In den dann aufgenommenen Verhandlungen zeigte sich die Arbeitgeberseite von der lautstarken Kundgebung der 3.000 Kolleginnen und Kollegen beeindruckt. Zum Start der zweiten Verhandlungsrunde gingen die Arbeitgeber dann auf Ihre Sichtweisen zur Lage des Konzerns ein. Bereits in der ersten Verhandlungsrunde hatte ver.di die Forderung intensiv begründet.

Auszüge der Sichtweisen des Arbeitgebers:

  • der zunehmende Einsatz von Software und KI wird klassische TK-Services ablösen
  • Nicht überall im Konzern ist die wirtschaftliche Lage gleich gut
  • Das Umsatzwachstum des Konzerns sei weiterhin insbesondere T-Mobile US getrieben
  • Die eigene Infrastruktur ist ein strategisch wichtiges Ziel und die wichtigste Investition in die Zukunft
  • Inflation trifft auch den Arbeitgeber z.B. bei deutlich gestiegenen Baukosten
  • Regulierung, Wettbewerb und Preiskampf belasten das Deutschlandgeschäft
  • Die Telekom ist ein attraktiver Arbeitgeber für Nachwuchs- und Fachkräfte
  • Der TK-Markt in Deutschland stagniert
  • Preiserhöhungen können gegenüber Kunden nicht realisiert werden
  • Die GHS-Bereiche (Zentrale und Shared Services) belasten das Konzernergebnis
  • Die IT-Kosten des Konzerns müssen konkurrenzfähig gestaltet werden
  • Es sei ein maßvoller Tarifabschluss notwendig

 

ver.di hat die Arbeitgeberausführungen bewertet und wesentliche Teile zurückgewiesen.

Auch wenn es gemeinsame Sichtweisen gibt – wie z. B. den Investitionsbedarf in Netze oder den hohen Preisdruck – ist es nicht hinzunehmen den Finanzmärkten zu verkünden, dass Rekordergebnisse erreicht werden und dann in den Tarifverhandlungen den Spielraum für Tariferhöhungen klein zu rechnen. Eure ver.di-Verhandlungskommission hat verdeutlicht, dass die Rahmenbedingungen – auch die wirtschaftliche Situation des Konzerns – eine gute Basis für ordentliche Einkommenserhöhungen darstellen.

 

Verhandlungsstrukturen verabredet

Innerhalb der zweiten Verhandlungsrunde konnten ver.di und Arbeitgeberseite eine Verabredung zur Verhandlungsstruktur treffen.

 
Siegburg, 15.04.2024

Diese beinhaltet, nun entgegen der ursprünglichen arbeitgeberseitigen Position, alle Gesellschaften, deren Entgelttarifverträge zum 31.03.2024 gekündigt sind.

Die Gesellschaften DT PVG, DT SE sowie die T-Systems sind nicht unmittelbar einbezogen, aber auch nicht endgültig ausgeschlossen. Letzteres konnte verhindert werden, indem die Verhandlungsvereinbarung die Möglichkeit beinhaltet, im Laufe der Verhandlungen weitere Gesellschaften in die Verhandlungsstruktur mit einzubeziehen.

Die Verhandlungsvereinbarung beinhaltet auch eine Verständigung zu einer möglichen gemeinsamen Schlichtung über alle in die Verhandlungen einbezogenen Gesellschaften.

„Mit dem vorliegenden Papier zur Verhandlungsstruktur haben wir noch nicht die von uns angestrebte Lösung zu 100% erreicht. Dennoch löst dies nun die Blockadehaltung der Arbeitgeberseite und hat die inhaltliche Befassung, mit den von uns erhobenen Forderungen eröffnet. Dabei haben wir uns nicht der Chance berauben lassen, die Frage der Einbeziehung der DT PVG, DT SE und TSI zu einem späteren Zeitpunkt der Tarifverhandlungen wieder aufzugreifen. Einen klaren Ausschluss einer der drei Gesellschaften, wie von der Arbeitgeberseite gefordert, haben wir abgewendet.“ fasst Frank Sauerland zusammen.

 

Arbeitgebervorschlag zu einer Struktur eines möglichen Angebots

Gegen 18:30 Uhr, am Ende des zweiten Verhandlungstages, brachte die Arbeitgeberseite eine Struktur für ein mögliches Angebot in die laufende Tarifrunde ein. Die ver.di-Verhandlungskommission begrüßt, dass der Arbeitgeber damit den Weg in die inhaltliche Diskussion eröffnet hat. Die Struktur zu einem Angebot ist allerdings völlig unzureichend, zu unkonkret und verdeutlicht, dass wir noch einen weiten Weg zu gehen haben.

Auszüge aus dem Strukturvorschlag des Arbeitgebers für ein mögliches Angebot:

  • Geltungsbereich: alle Unternehmen mit gekündigten Entgelttarifverträgen zum 31.03.2024
  • eine „sockelwirksame“ Entgelterhöhung (Höhe offen)
  • eine zusätzliche %-uale Erhöhung der Entgelttabellen und individuellen Entgelte (Höhe offen)
  • die Gewährung einer steuerfreien Inflationsausgleichsprämie (konkrete Höhe offen)
  • eine Laufzeit von 28 Monaten
  • die sockelwirksame Erhöhung der Ausbildungsvergütung und Vergütung dual Studierender in zwei Stufen analog der Entgelte der tariflichen Arbeitnehmer*innen (Höhe offen) und zusätzlich die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie

 

Bewertung eurer ver.di-Verhandlungskommission zum Telekom Angebot

Die skizzierte Struktur zu einem möglichen Angebot der Telekom geht nicht genügend auf unsere Forderung ein und ist völlig unzureichend, unter anderem:

  • Die angestrebte Laufzeit ist deutlich zu lang und so nicht einigungsfähig.
  • Die Höhe der vorgeschlagenen Erhöhungen (%-ual, als auch Sockelerhöhungen) sind überhaupt nicht greifbar
  • Die Inflationsausgleichsprämie ist kein Ersatz für die geforderten dauerhaften Einkommenssteigerungen.
  • Die Forderung unserer Jugend, nach einer überproportionalen Erhöhung ist nicht vorgesehen und deshalb schon in der Struktur unzureichend

Auch wenn die Struktur interessante Elemente wie den Vorschlag aus der Kombination eines Sockelbetrags und einer %-ualen Erhöhung enthält, kann die Verhandlungskommission nicht erkennen, wie dieser Strukturvorschlag in ein konkretes tragfähiges Ergebnis überragen werden soll. Der Strukturvorschlag muss deutlich nachgebessert und konkretisiert werden. Zudem sollte sich der Arbeitgeber Gedanken machen, wie alle Konzernbeschäftigten entlastet werden können.

 

Die Verhandlungen werden am 29. und 30. April fortgesetzt. Eure Unterstützung der Verhandlungen ist jetzt mehr als gefragt!

Die ver.di-Verhandlungskommission streitet in den Verhandlungsrunden für eure Forderungen – ihr müsst dies nun im Betrieb verstärken. Beteiligt euch an den notwendigen Aktionen und Warnstreikmaßnahmen, welche ver.di plant und in den nächsten Tagen konsequent umsetzen wird.

Zeigt dem Arbeitgeber, dass ihr da seid und dass ihr für eure Forderungen einsteht! Und aktiviert weitere Kolleginnen und Kollegen.

 

Stimmen aus der Verhandlungskommission:

„Es zeichnet sich ab, ein starkes Ergebnis in dieser Tarifrunde wird sich nicht allein am Verhandlungstisch entscheiden.“ Florian Moser

„Die ver.di-Forderung wurde durch eine breite Diskussion der Beschäftigten im Telekom-Konzern erarbeitet und spiegelt sowohl die Erwartungshaltung der Kolleg*innen als auch die Möglichkeiten der Telekom wieder.“ Conny Parisi-Bohmholt
 

 
Stärker mit dir.

Tarifauseinandersetzungen werden nicht am Verhandlungstisch entschieden!
 

Entscheidend ist immer der betriebliche Druck auf den Arbeitgeber!
 

Deshalb spätestens jetzt ver.di Mitglied werden!

www.mitgliedwerden.verdi.de
 

 

 

Ansprechpartner*innen vor Ort

1/1

Stärker mit dir!

Gewerkschaft ist wie Fitnessstudio
© ver.di IKT NRW

Pressemitteilung ver.di Bundesvorstand

Tarifrunde Deutsche Telekom: Zweite Verhandlungsrunde ohne Ergebnis – ver.di weitet Warnstreiks am Mittwoch und Donnerstag aus

Pressemitteilung vom 16.04.2024

Am 15./16. April 2024 sind die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Arbeitgeber im nordrhein-westfälischen Siegburg zur zweiten Tarifverhandlungsrunde für die Tarifbeschäftigten, Auszubildenden und dual Studierenden bei der Deutschen Telekom zusammengekommen. Der erneuten Aufforderung von ver.di, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, sind die Arbeitgeber nicht gefolgt. Am 15. April hatte ver.di rund 3.000 Beschäftigte aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz bereits zu vollschichtigen Warnstreiks aufgerufen. Unter dem Motto „Jetzt verschaffen wir uns Gehör“ waren diese mit Bussen nach Siegburg zu einer Kundgebung vor dem Verhandlungsort gereist.

„Die Arbeitgeberseite zeigte sich beeindruckt von der lautstarken Kundgebung am Rande der zweiten Verhandlungsrunde, und sie hat am zweiten Tag der Verhandlungsrunde zumindest den Weg in die inhaltliche Diskussion gefunden. Das begrüßen wir. Die eingebrachte Angebotsstruktur fällt jedoch weit hinter unsere Erwartungen zurück“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Frank Sauerland. Die von der Arbeitgeberseite in die Verhandlungen eingebrachte Angebotsstruktur sei in vielen Punkten unkonkret und nicht ausreichend. Sie lasse erkennen, dass die Positionen noch weit auseinander liegen. 

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, weitet ver.di nun die jeweils vollschichtigen Warnstreiks bei der Deutschen Telekom noch in dieser Woche aus. Gestreikt wird am Mittwoch, dem 17. April 2024, in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Baden-Württemberg. Am Donnerstag, dem 18. April 2024, wird dann in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen und in Bayern gestreikt.   

ver.di fordert in der diesjährigen Tarifrunde für bundesweit rund 70.000 Tarifbeschäftigte eine Entgeltsteigerung von 12 Prozent, mindestens aber um 400 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen sowie die Entgelte der dual Studierenden sollen um monatlich 185 Euro erhöht werden. 

Die Tarifverhandlungen sollen am 29./30. April 2024 fortgesetzt werden.
 

Verwandte Meldungen

alle
  • 16.04.2024

    3.000 Streikende am Verhandlungshotel der Telekom-Tarifrunde

    3.000 streikende Kolleg*innen haben sich in Siegburg versammelt. Direkt am Verhandlungshotel. Die Vertreter*innen der Telekom sollten, konnten und mussten live die Stimmung, die Geschlossenheit und die Entschlossenheit ihrer Beschäftigten erleben.
  • 19.03.2024

    Verhandlungen beginnen – die Beschäftigten stehen bereit

    Am heutigen 19. März beginnen die Tarifverhandlungen mit der Telekom. Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr gespannt, ob der Telekom-Konzern unserer Aufforderung nachkommt, in der ersten Verhandlungsrunde bereits ein Angebot auf den Tisch zu legen.
  • 16.03.2024

    Unsere Forderung steht

    Wir fordern für die ver.di-Mitglieder im Telekom-Konzern 12%, mindestens aber 400€ monatlich mehr. Für Auszubildende und dual Studierende fordern wir 185€ monatlich mehr. Die Laufzeit soll 12 Monate betragen.
  • 08.02.2024

    Aktive Mittagspause in Brühl

    Die Aktiven unserer ver.di-Betriebsgruppe haben die Kolleg*innen am Standort Brühl zu einer aktiven Mittagspause eingeladen. Schwerpunkt der vielen Gespräche waren die von der Telekom geplante Standortschließung sowie die Tarifrunde 2024.
  • 08.02.2024

    Schwein gehabt!

    Die ver.di-Betriebsgruppe DT Service Düsseldorf ist mit ihrem „Tarifschweinchen“ durch den Telekom-Standort gezogen, um die Forderungspositionen der Kolleg*innen für die Tarifrunde zu erfragen und mit ihnen über ihre aktive Beteiligung an der Tarifrunde zu sprechen.
  • 22.01.2024

    Tarifpolitische Konferenz 2024

    225 Aktive aus dem Telekom-Konzern in NRW trafen sich zur Tarifpolitischen Konferenz. Nach der Konferenz sind unsere Vertrauensleute und Tarifbotschafter*innen in die Betriebe „ausgeschwärmt“ um mit ihren Kolleg*innen die Forderung für die Tarifrunde zu diskutieren.
  • 07.09.2023

    Arbeit ohne Tarifvertrag ist wie Eis ohne Hörnchen

    Am 5. September 2023 haben die ver.di Betriebsgruppen der zentralen Betriebe der Telekom in Bonn unter dem Motto: “Arbeit ohne Tarifvertrag ist wie Eis ohne Hörnchen“ zum Eis eingeladen. Doch zuvor mussten 3 Fragen beantwortet werden.
  • 04.09.2023

    Wir starten in die Tarifrunde 2024 im Telekom Konzern

    Los geht´s! Wir starten eine vorbereitende Beschäftigtenbefragung. Du willst dich einbringen? Melde dich als Tarifbotschafter*in. Tarifrunde im Messenger - kein Problem. Das und einiges mehr hier im ersten Tarifinfo.